Bekannte Kartendecks - Das Marseille Tarot (Tarot de Marseille)
Das Marseille Tarot (auch „Tarot de Marseille" genannt) gilt gemeinhin als der Vorgänger des heute bekannten Tarot. Es resultiert aus dem im 16. Jahrhundert entwickelten 78-Karten-Satz, erhielt seine Bezeichnungen allerdings erst rund zwei Jahrhunderte später. Als Erfinder des Tarot de Marseille gilt der Franzose Nicolas Conver, ein Jude deutschen Ursprungs. Er wanderte nach Marseille aus und malte in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts die bekannten Karten.
Dabei ließ er sich von alten Motiven auf Holzstichen inspirieren, die er in eigenen Farben colorierte, um sie dann für seine Karten zu verwenden. Im Zuge seiner Arbeiten legte er auch eine neue Reihenfolge der Karten fest, die sich bewährte und daher bis heute gehalten hat. Den Namen Conver nahm er übrigens erst in Frankreich an, es handelt sich dabei um eine Abwandlung des Wortes „Converti", was soviel wie „Bekehrter" bedeutet.
In einem anderen Punkt weicht das Marseille-Tarot allerdings noch vom heute bekannten Tarot ab: Es sind nur die Karten der Großen Arkana bildhaft gestaltet, kurze Zeit später kamen noch die Hofkarten hinzu. Alle anderen Karten tragen lediglich die Farbsymbole in passender Anzahl, wobei Nicolas Conver lediglich die Farben rot, gelb, blau und grün verwendete. Man vermutet, dass er damit an die vier Elemente Erde, Wasser, Feuer und Luft erinnern wollte, welche seit jeher im Tarot eine große Rolle spielen.
Mit dem Tarot de Marseille begann auch die Geschichte des esoterischen Tarots. Der Okkultist Antoine Court de Gébelin traf in Paris auf eine Gruppe von Spielern, die ein Spiel spielten, welches ihm bis dato völlig unbekannt war - Tarot. Dieses Spiel interessierte ihn so sehr, dass er sich fortan intensiv damit beschäftigte und in den Karten weitaus mehr sah, als einen bloßen Zeitvertreib. Das esoterische Tarot Kartenlegen war geboren und begann seinen Siegeszug um die ganze Welt.
Vom Tarot de Marseille entstanden nach und nach viele verschiedene Varianten, z.B. das Tarot Espanol, Tarot d'Epinal, 1JJ, Troccas oder das Tarot de Besancon. Außerdem lehnt sich das Oswald Wirth Tarot eng an das Marseille Tarot an.